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Verein der Freunde und der wissenschaftlichen Erforschung des Hagenbundes

HAGENBUNDFREUNDE


VEREIN DER FREUNDE UND DER WISSENSCHAFTLICHEN ERFORSCHUNG DES HAGENBUNDES


Der "Verein der Freunde und der wissenschaftlichen Erforschung des Hagenbundes", kurz ‚Hagenbundfreunde‘, wurde 2002 in Wien gegründet. Das meist zufällige Kennenlernen von Sammlern der Hagenbund-Kunst in Galerien und Museen war dieser Vereinsgründung schon über Jahre hinweg vorausgegangen. Von einzelnen Sammlern ausgehend, entwickelte sich ein Freundeskreis, der neben der gemeinsamen Leidenschaft des Sammelns auch mehr über jene Künstlervereinigung wissen wollte, die die Objekte ihrer Begierde hervorgebracht hatte. Die Vereinsstatuten enthalten dementsprechend folgende Ziele:


Ziele

  • Wissenschaftliche Aufarbeitung des Schicksals des Hagenbundes und seiner Mitglieder
  • Positionierung des Hagenbundes innerhalb der zeitgenössischen bildenden Kunst 1900 bis 1938
  • Verbreitung des Wissens durch Ausstellungen mit Katalogen
  • Veröffentlichung von Monographien und Büchern
  • Medienarbeit

Bisherige Ergebnisse ihrer Sammel- und Forschungstätigkeit wurden von den Hagenbundfreunden in mehreren Ausstellungen öffentlich präsentiert.


Ausstellungen

  • Künstler des Hagenbundes. 10. Sonderausstellung des Anton Hanak-Museums Langenzersdorf, Mai - November 1989
  • Unbekannte Schätze - Klassische Moderne aus zehn Wiener Privatsammlungen. Ausstellung Schloss Rosenau 1998
  • Moderne Tradition - Künstler des Hagenbundes und ihre tschechischen Gäste - Werke aus acht Privatsammlungen. Ausstellung Palais Kinsky Wien Juli/August 2002
  • Die Künstlervereinigung HAGENBUND - eine Auslese. Ausstellung Museum ‚Alte Hofmühle’ Hollabrunn September/Oktober 2005
  • Sechs Ungarn im Hagenbund. Ausstellung mit Kunstwerken aus österreichischen Privatsammlungen und der ungarischen Nationalgalerie. Collegium Hungaricum Wien Jänner/Februar 2015

Die Ausstellungen wurden durch Kataloge ergänzt.


Weitere Aktivitäten

Die vier Jahrzehnte währenden Forschungen über 180 Hagenbund-Künstler flossen 2016 in ein von Peter Chrastek gemeinsam mit Peter Sroubek publiziertes lexikalisches Sammelwerk ein:

HAGENBUND UND SEINE KÜNSTLER, Expressiv, Neusachlich, Verboten. Hrsg. Wien Museum und der Verein der Freunde und der wissenschaftlichen Erforschung des Hagenbundes. Wien Museum, Wien 2016. ISBN-13: 978-3950405910. Editionen in Deutsch und Englisch.

Darin konnte manche biographische Lücke geschlossen und Nachricht vom Schicksal der Mitglieder in der Zeit von 1900 bis 1938 gegeben werden. Die durch wirtschaftliche Ungunst und politische Verfolgung gekennzeichneten Lebenswege der Hagenbund-Mitglieder vermitteln, wie schwierig es gewesen sein muss, in dieser Zeit Kunst zu schaffen.

Fernsehfilm im Auftrag der Hagenbundfreunde


Eine von unserem Verein beauftragte und von PopUp Media Film- & TV-Produktion realisierte Dokumentation DER HAGENBUND - DIE VERLORENE MODERNE wurde am 26.04.22 von ORFIII in der Reihe 'Erbe Österreich' ausgestrahlt. Der Film verfolgt das Ziel, 'unsere' Künstlervereinigung aus dem Schatten von Künstlerhaus und Secession hervorzuholen und einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Die Präsentation ausgewählter Schauplätze mit Werken von Hagenbundkünstlern im öffentlichen Raum bildet den roten Faden für eine Melange von Stellungnahmen namhafter Kunstexperten.

Der Film ist unter

Der Hagenbund - Die verlorene Moderne

auf YouTube zu sehen !


Vereinsführung

Prof. Peter Chrastek, Initiator und nach Dr. Kurt Berger und Dipl.Ing. Erich Gusel dritter Präsident in der Geschichte des Vereins, hat in der Mitgliederversammlung am 29. November 2019 seinen Rücktritt erklärt und wurde für seine Verdienste zum Ehrenpräsidenten ernannt. Zu seinem Nachfolger wurde das Gründungsmitglied Peter Sroubek gewählt. Insgesamt wird der Verein nunmehr von folgenden Personen repräsentiert:


  • Präsident: Peter SROUBEK
  • Vizepräsident: Univ.Prof. Mag. Dr. Manfred Götz

  • Schriftführer/Sekretär: Dipl.Ing. Manfred PREGARTBAUER
  • Stellvertreter: Dipl.Kfm. Dr. Siegfried SELLITSCH

  • Kassier: Mag. Andreas GRUNDBICHLER
  • Stellvertreter: Anna RIFFEL

  • Rechnungsprüfer: Mag. Hema MAKWANA und Mag. Helmut MIERNICKI
  • HAGENBUND

    DIE KÜNSTLERVEREINIGUNG HAGENBUND


    
    

    ZelditzhalleDie Urzelle der Künstlervereinigung Hagenbund in Wien liegt in informellen Treffen von Künstlern zu Fragen der modernen bildenden Kunst ab dem Jahre 1880. Zunächst erfolgten diese in verschiedenen Restaurants und schließlich im Gasthaus “Zum Blauen Freihaus” in der Wiener Gumpendorfer Straße, dessen Besitzer Josef Haagen hieß - so kam der Künstlerbund Hagen zu seinem Namen. Formal konstituiert wurde der “Künstlerbund Hagen der Genossenschaft Bildender Künstler Wiens” am 3. Februar 1900. Er war zunächst ein Verein innerhalb der 1861 entstandenen "Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens" ("Künstlerhaus"), der Standesvertretung der Wiener Maler, Bildhauer und Architekten. Ähnlich wie die Klimt-Gruppe 1897 aus dem Künstlerhaus ausgetreten war, verließen auch die Hagenbündler nach verschiedenen Unstimmigkeiten mit den Mitgliedern des Künstlerhauses am 29. November 1900 das Dach der Genossenschaft. Da somit das 1868 eröffnete Künstlerhaus als Ausstellungsmöglichkeit nicht mehr zur Verfügung stand, wurde eine neue Ausstellungshalle notwendig, die sich in der Markthalle in der Zedlitzgasse fand. Architekt des Umbaus dieser Halle war Josef Urban, Gründungsmitglied des Hagenbundes, der auch als Bühnenbildner aktiv war, aber bereits 1911 in die USA ging. Die Ausstellungen in der Zedlitzhalle entsprachen der weitgesteckten Zielsetzung des Hagenbundes und waren dem gesamtem Gebiet der bildenden Künste gewidmet, umfassten also auch Kunstgewerbe und Gebrauchsgraphik.

    
    

    In- wie ausländische Gäste waren regelmäßige Teilnehmer an den Ausstellungen. Oskar Kokoschka z.B. war bereits im Jahre 1911 mit seinen expressiven Ölgemälden vertreten, die Anlass zu wilden Protesten gaben, aber gleichzeitig in der Stadt als Sensation empfunden wurden. Die von Egon Schiele geführte, wenn auch nur kurzlebige Neukunstgruppe, die die Akademie der bildenden Künste in Wien verlassen hatte, war 1912 mit Exponaten von Schiele, Gütersloh, Kolig, Wiegele u.a. zu Gast. Offenheit für und Interesse an ausländischer Kunst und neuen Künstlern waren also im Hagenbund immer vorhanden und verstärkten sich in den Zwischenkriegsjahren weiter. Ab Herbst 1912 und während der Jahre des ersten Weltkriegs war die Zedlitzhalle durch Intervention missgünstiger Kreise nicht verfügbar, und erst 1919 konnten die nunmehr renovierungsbedürftigen Räumlichkeiten erneut bezogen werden. Während bisher zum Teil traditionelle Kunst vorgestellt worden war, setzte in den Jahren nach dem Krieg eine jüngere Generation neue Maßstäbe, verbunden etwa mit den Namen Floch, Hauser, Lerch, Mayer-Marton, Merkel, Schatz oder Schwarz-Waldegg. Der moderne Stil von Expressionismus und Neuer Sachlichkeit hatte zusehends an Gewicht gewonnen und einen durchaus eigenständigen Hagenbund-Stil entstehen lassen.

    
    

    Ab 1924 hatten Frauen die Möglichkeit, der Vereinigung als außerordentliche Mitglieder beizutreten. Sie hatten kein Stimmrecht, konnten jedoch an den laufenden Diskussionen und Ausstellungen teilnehmen Die Weltwirtschaftskrise, vor allem ab dem Jahre 1929, setzte aber auch dem Hagenbund und seinen Mitgliedern arg zu - gestaltete sich der Verkauf von Kunstwerken doch immer schwieriger. Mit den sich ändernden politischen Umständen der 1930er-Jahre wurden die bisher so charakteristischen toleranten und pazifistischen Einstellungen des Hagenbundes zusehends unerwünscht. Jüdische Mitglieder wurden bereits im Februar 1938, angeblich über Intervention des Beauftragten für bildende Kunst des Landeskulturamtes der NSDAP, Leopold Blauensteiner, durch den Präsidenten Karl Stemolak aus dem Hagenbund ausgeschlossen (1). Die letztendliche Auflösung des Hagenbundes nach dem ”Anschluss” hatte organisatorische wie ökonomische Gründe, da durch die neue Gesetzeslage seine Struktur und sein Vermögen in eine (nationalsozialistische) “Gemeinschaft bildender Künstler” übergeführt wurde(2). Einzelne Mitglieder konnten unter schwierigen Bedingungen im Ausland weiter arbeiten, einigen gelang die Flucht nicht, sie wurden wie Fritz Schwarz-Waldegg oder Robert Kohl in Konzentrationslagern ermordet. Halbturn Der Versuch einer Wiederbelebung des Hagenbundes nach Kriegsende war kurzlebig und wenig erfolgreich.

    Aus heutiger Sicht ist der Hagenbund vor allem in der Zwischenkriegszeit als eine kraftvolle künstlerische Bewegung zu sehen, die neben den Gruppierungen der Secession und des Künstlerhauses eine eigenständige und progressive Position einnimmt und durch Weltoffenheit, Vielfalt und Innovation charakterisiert ist. Viele Hagenbund-Mitglieder waren in Österreich in der Zeit des Nationalsozialismus wegen ihrer „nicht arischen“ Abstammung und/oder ihrer antifaschistischen Gesinnung verfolgt, vertrieben, einzelne in KZ-Lagern ermordet worden. Auch das Vereinsarchiv war zur Gänze zerstört. Da der Hagenbund in der österreichischen Kunst- und Kulturszene lange Zeit wenig Beachtung fand, war der Kontrast zwischen auffindbarer, oft qualitativ hochwertiger Kunst und dem vielfachen Fehlen biographischer Daten seiner Schöpfer augenscheinlich und regte zum Nachspüren an. Die Kunst des Hagenbundes wird mittlerweile zwar mehr und mehr beachtet, birgt aber immer noch ungehobene Schätze und erweist sich einer vertieften Erforschung würdiger denn je.

    Weitere vertiefende Informationen finden sich unter HAGENBUND auf Wikipedia. Die Liste aller Mitglieder findet sich hier.
    Eine Analyse der Ausstellungsplakate als visuelle Selbstdarstellung der Künstlervereinigung hat Bernhard Denscher veröffentlicht.

    (1) Lisa Frank: Meine Erinnerungen an den Hagenbund (New York 1993). In: Die verlorene Moderne – Der Künstlerbund Hagen 1900 – 1938. Österreichische Galerie im Schloß Halbturn, Burgenland, Wien 1993.

    (2) Ernst Ploil: Das Ende des Hagenbundes. In: Peter Chrastek. Hagenbund und seine Künstler. Expressiv, Neusachlich, Verboten. Hrsg. Wien Museum und der Verein der Freunde und der wissenschaftlichen Erforschung des Hagenbundes. Wien Museum, Wien 2016. Editionen in Deutsch und Englisch.

    NÄHER BETRACHTET

    Hagenbundfreunde stellen einzelne Werke vor


    Otto Rudolf Schatz (1900-1961)

    Stimme der Arbeit

    Holzschnitt


    Otto Rudolf Schatz

    war ein versatiler Künstler, beheimatet in verschiedenen Stilen und Techniken. Der abgebildete neusachliche Holzschnitt aus 1928 ist einer von mehreren in dem großformatigen Buch ‚Stimme der Arbeit‘, einem Gedicht von Ernst Preczang. In der Nähe von Hamburg 1870 geboren, war Preczang gelernter Buchdrucker, interessierte sich für die Arbeiterbewegung und war Mitbegründer der Büchergilde Gutenberg, die er allerdings schon 1927 wieder verließ. Bereits 1933 emigrierte er aus Deutschland und ging in die Schweiz, wo er 1949 starb. Das Gedicht war unter anderem Namen 1916 bereits zweimal veröffentlicht geworden. Für 1929 bereitete die Büchergilde Gutenberg eine bibliophile Prachtausgabe vor, für die Preczang Veränderungen des Textes vornahm und den Titel mit ‚Stimme der Arbeit‘ festlegte. Schatz schnitt den Text in Holz und erweiterte das Werk mit zehn Holzschnitten. Aus vermutlich ökonomischen Gründen kam der Druck nicht zustande und erst 1999 erschien auf Initiative von Prof. Wilfried Daim das Buch mit Unterstützung des NÖ Dokumentationszentrums für Moderne Kunst. Daim hat der nunmehr vorliegenden Ausgabe ein sehr informatives Nachwort beigegeben.

    Manfred Götz









    ARCHIV

    (zuletzt veröffentlicht)

    Franz lerch (1895-1977)

    Stillleben mit Fischen und Kerze

    Öl auf Leinwand, 60 x 70 cm. (rechts unten signiert)


    Franz Lerch

    wurde am 30. August 1895 in Wien geboren. Der Landschafts-, Genre- und Porträtmaler studierte von 1919 bis 1927 unter Josef Jungwirth, Karl Sterrer und Alois Delug an der Wiener Akademie. 1927 unternahm er Studienreisen nach Paris und Holland. Franz Lerch konnte durch zahlreiche Preise und Ankäufe seiner Werke durch österreichische Museen ab 1931 von seinem Beruf leben. Er erhielt u. a. den Preis der Stadt Wien und viermal den Staatspreis. Von 1927 bis 1938 war Franz Lerch Mitglied des Hagenbundes, 1946 trat er der Wiener Sezession bei. Durch die jüdische Herkunft seiner Frau zur Emigration gezwungen, war Franz Lerch seit 1938 in New York tätig. 1939/40 vernichtete er viele seiner Bilder.

    Lerchs Bilder weisen eine reiche Farbigkeit, große Raumtiefe und starke Plastizität auf. Im abgebildeten Stillleben sind Bezüge zur Neuen Sachlichkeit erkennbar. Franz Lerch verstarb am 25. Jänner 1977 in New York.


    LOIS PREGARTBAUER (1899-1971)

    Niederösterreichische Dorflandschaft 1935/36

    Pastell, 31 x 47 cm.


    LOIS PREGARTBAUER (1899-1971)

    war in den 1930er Jahren eines der aktivsten Mitglieder im Hagenbund. Neben zahlreichen Ausstellungsbeteiligungen entwarf er mehrere Ausstellungsplakate und war auch in der Vereinsleitung tätig.

    Sein stilistisch vielseitiges Werk war anfangs der Neuen Sachlichkeit verpflichtet, neben Städteansichten dominierten in der Folge Landschaftsdarstellungen, die ihm bald das Attribut ‚Meister des Pastells’ eintrugen.

    Das abgebildete Werk aus den Jahren 1935/36, das Pregartbauer dem später zur Emigration gezwungenen Kunsthistoriker Fritz Grossmann widmete, ist ein hervorragendes Beispiel dafür. Die subtilen Farbflächen von Landschaft und Himmel erzeugen eine helle, freundliche Grundstimmung. Das ergibt einen deutlichen Kontrast zu seinen düsteren, oft auch makabren Sujets.

    Mit Fortdauer seines Lebens und Schaffens, in dem er nach 1945 der Sezession (1957-1960 auch als Präsident) und zuletzt dem Künstlerhaus verbunden war, reduzierte sich das Gegenständliche. Pregartbauers Todestag jährt sich in diesen Tagen zum fünfzigsten Mal.

    Manfred Pregartbauer, 31.03.2021




    Viktor Tischler

    Alter Hafen Marseille 1928

    Öl auf Leinwand, 54 x 73 cm. zeigt die für ihn typische architektonische und kubistische Ausdrucksweise. Bemerkenswert sind die farbliche Zurückhaltung und das kontrastreiche Nebeneinander von Gemäuern und Wasser.


    Viktor TISCHLER (Maler und Grafiker),

    geboren am 26. Juni 1890 in Wien, gestorben am 24. Februar 1951 in Bealieu-Mer/Frankreich.

    • Landschaften, Porträts und Figuren teils im neusachlichen Stil
    • 1920 – 1938 Mitglied im Hagenbund
    • 1928 – 1941 lebte er teilweise in Paris und Südfrankreich, danach aufgrund seiner jüdischen Herkunft verfolgt und Emigration in die USA
    • 1949 Rückkehr nach Südfrankreich
    • Befreundet mit Josef Floch und Franziska Zach

    Andreas Grundbichler




    Ein Video anlässlich der

    Buchpräsentation

    HAGENBUND UND SEINE KÜNSTLER
    am 21. April 2016 im Wien Museum